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Ausstellungen

Aicher

Im Vordergrund: Otl Aicher, im Hintergrund: Almir Mavignier (am Zeichentisch). Hochschule für Gestaltung Ulm, Mai 1954. Foto: Hans G. Conrad, © René Spitz, Köln.

Galerie Claudia Mewaldt, Köln, 16. November bis
19. November 2023

Hans G. Conrads Bilder von Aicher in Ulm

Der Schweizer Hans G. Conrad (1926–2003) war der erste Student der Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG), die 1953 gegründet wurde. Er dokumentierte als Fotograf den Aufbau der HfG und die Jahre bis 1957. In dieser Zeit entwarf er gemeinsam mit Aicher das Messestand-System für Braun, das erstmals zur Düsseldorfer Rundfunk-, Fernseh- und Phonomesse 1955 aufgebaut wurde. Nach seinem Studium wirkte Conrad in einflussreichen Positionen, arbeitete für die Gestaltung der modernen Bundesrepublik, vielfach in Kooperation mit Aicher (Braun, Lufthansa, Olympische Spiele 1972).

Bei dem Buch „Hans G. Conrad: aicher in ulm“ handelt es sich um den zweiten Band der Reihe mit Bildern des Fotografen aus dem Kontext der HfG Ulm. Im Jahr 2021 hatte der Design-Publizist René Spitz bereits „Interaction of Albers“ herausgegeben, ein Buch, in dem sämtliche Bilder von Conrads aus Josef Albers’ Grundlehre an der HfG (1953/54 und 1955) zu sehen sind. Mit dem Aicher-Band, den Spitz ebenfalls herausgegeben hat, entsteht ein lebendiger Eindruck von dem vielfältigen Wirken des Designers an der HfG, unter anderem mit Entwürfen für Braun, in der Lehre bei Josef Albers und Walter Peterhans oder mit Kollegen und Gästen wie Tomás Maldonado, Max Bense, Herbert Bayer, Norbert Wiener und Theodor Heuss.

Die Galerie Claudia Mewaldt in Köln zeigt ausgewählte Bilder aus dem neuen Aicher-Buch. Unter dem Titel „Hans G. Conrads Bilder von Aicher in Ulm“ wird das Wirken des HfG-Mitgründers in einer feinen Ausstellung dokumentiert. Am Sonntag, 19. November, lädt die Galerie zudem zur Diskussion über Aicher, den Buchmacher.

Vernissage ist am Donnerstag, 16. November 2023, 18 Uhr. Am Sonntag, 19. November, um 16 Uhr beginnt das Gespräch mit Markus Schaden, dem Ausstellungsmacher und Gründer des ersten deutschen Fotobuchmuseums, über „Otl Aicher und das Fotobuch“.

Galerie Claudia Mewaldt
Moltkestraße 133, 50674 Köln
https://renespitz.de/category/ausstellungen/

 

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Schauraum am Laboratorium, Saarlouis, 12. Februar bis 19. März 2023

Aicher Revisited: 100 Typo-Grafische Reaktionen

Am Sonntag, 12. Februar 2023, um 17 Uhr, findet im Schauraum am Laboratorium, Choisyring 10, in Saarlouis die Ausstellungseröffnung „Otl Aicher Revisited“ im Rahmen des Rundgangs der Hochschule der Bildenden Künste Saar statt.

Die exquisite Schau konfrontiert Aichers Œuvre mit aktuellen Arbeiten und Statements von angehenden Kreativen. Es sind die Resultate eines eingehenden Hochschul-Projektes.

Im Wintersemester 2022/2023 hatte sich eine Gruppe von Studierenden des Kommunikationsdesigns unter der Leitung von Daniela Spinelli, der Professorin Indra Kupferschmid und Professor Stefan Hauser in einem Atelierprojekt mit dem Schaffen des Gestalters auseinandergesetzt. Ihr Projekt hat den schönen Titel: „100 Jahre Otl Aicher, 100 Fragen, 100 Typo-Grafische Reaktionen“.

Während des Semesterprojektes widmeten sich die Studierenden dem Werk und der Person des Gestalters „Wer war Otl Aicher? Was hat seine Arbeit beeinflusst? Welche Form hat er gefunden?“

Zu sehen sind die Arbeiten der Studierenden, zudem eine Sammlung von zirka 120 mitunter seltenen Aicher-Plakaten für die Volkshochschule Ulm. Diese gelangten als Schenkung des früheren HBK-Saar-Professors Andreas Brandolini in das am Laboratorium angesiedelte Forschungszentrum für Künstlernachlässe.

Die Ausstellung im Schauraum zeigt einen neuen, gestalterisch-praktischen Umgang mit Archivbeständen und die spannenden Reaktionen der jungen Designerinnen und Designer. Die Ausstellung ist bis 19. März zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr.

Am Mittwoch, 15. März, findet um 19 Uhr ein Laboratoriumsgespräch mit den an der Ausstellung beteiligten Lehrenden und Studierenden statt. Das Gespräch steht im Kontext des Internationalen Tages der Druckkunst. Der Eintritt ist frei.

Schauraum am Laboratorium
Choisyring 10, 66740 Saarlouis

oa100 Ausstellungen

designforum Wien, 27. Januar bis 9. März 2023

Das O und das A – Otl Aicher: aus dem Machen denken. Ein Blick zurück und nach vorn

Aicher heute: „Anlässlich seines 100. Geburtstags wird sich möglicherweise eine neue Generation von Designern und Digital Natives fragen, ob sie von Otl Aicher noch etwas lernen kann“, schrieb der Düsseldorfer Werber und einstige Aicher-Mitarbeiter Bernd Kreuz vor kurzem. Er jedenfalls wollte es doch schwer hoffen.

Die Firma FSB (Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG), deren Logo und Erscheinungsbild ab Mitte der Achtziger Jahre von Otl Aicher geprägt wurde, hat den Wunsch von Kreuz aufgegriffen und fördert die Auseinandersetzung junger Gestalterinnen und Gestalter mit dem Altmeister des Grafikdesigns. Das Unternehmen hat Aichers 100. Geburtstag zum Anlass genommen, gemeinsam mit der New Design University eine intensive Auseinandersetzung mit Person und Werk anzustoßen.

Studierende und Lehrende des Masters Innenarchitektur & visuelle Kommunikation unter der Leitung von Martin Düchs und Christine Schwaiger haben mit Unterstützung von FSB eine Ausstellung konzipiert, die das Denken und Machen Otl Aichers zeigt und anhand eigener Projekte kritisch weiterdenkt. Die Schau ist nun in Wien zu sehen.

Ergänzend findet am 28. Februar ein ganztägiges Symposium im designforum Wien statt.
Anmeldung unter: www.fsb.de/oa

Quartier 21, MQ
Museumsplatz 1, 1070 Wien, Österreich

Öffnungszeiten:
Mo–Fr 10:00–18:00, Sa, So, Feiertage 14:00–18:00
Normpreis: 4 €, ermäßigt: 2 €, Für designaustria-Mitglieder & NDU Studierende: 0 €

oa100 Ausstellungen

HfG-Archiv/Museum Ulm, 12. November 2022 bis 16. April 2023

Protest! gestalten. Von Otl Aicher bis heute

Aicher und die Folgen: Das Projekt wurde bereits hier angekündigt (siehe unten), nun sind die Exponate zu sehen. Das Museum Ulm präsentiert eine Ausstellung, welche die Gestaltung von Widerstand und Protest in der internationalen Gegenwartskultur zum Thema macht. Protest und ziviler Ungehorsam waren starke Charakterzüge des politischen Menschen Otl Aicher. Bereits als Jugendlicher entwickelte er eine widerständige Haltung, zunächst gegen die Vereinnahmung durch das nationalsozialistische Unrechtsregime. Später entfaltete sich seine Opposition zu einem öffentlichen Bekenntnis. Sie war prägend für sein gestalterisches Werk.

In Anknüpfung an die Anliegen Otl Aichers und die großen Protest-Bewegungen der jüngeren Vergangenheit zeigt die Ulmer Ausstellung Werke und Werkserien von internationalen Künstlern und Grafikern. In Malerei, Zeichnung, Bildmontagen, Plakat- und Flugblattkampagnen, Leuchtreklamen, Anzeigentafeln, Billboards, Videos und Animationen befassen sie sich mit Slogans, Symbolen, Gesten und Signalen von Widerstand, Aufklärung und Protest zu den Themen Umwelt, Frieden, Demokratie, Konsum, Gesundheit, Menschenrechte, Gleichberechtigung und Diversität.

Über die Plattform nextmuseum.io sind zudem Künstler, Kreative, Aktivisten, Studierende und Schüler aufgefordert worden, ihre Leitgedanken und Motive der Empörung, des Widerspruchs und der Opposition in einfallsreichen Formulierungen und Visualisierungen einzureichen, die mit der Ausstellung ein Forum erhalten.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

Zugleich ist im Museum Ulm noch die Kabinett-Ausstellung des Aicher-Mitstreiters Franco Clivio zu sehen, die das Museum zu dessen 80. Geburtstag eröffnet hat: „Manifolds: !“ lautet der Titel, das Wortspiel mit den Begriffen „Mannigfaltigkeiten“ und „manuellen Faltungen“ soll Franco Clivio als einen Gestalter mit Humor und Sinn für spielerische Formerkundungen zeigen. Zu sehen ist eine umfangreiche Objektserie aus geometrischen Linien- und Flächengefügen mit raumgreifendem Ausdehnungspotenzial. Die Laufzeit der Schau wurde verlängert bis zum 12. Februar 2023.

Museum Ulm
Marktplatz 9, 89073 Ulm
Di. bis So. und Feiertag 11—17 Uhr

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Städtische Galerie Lüdenscheid, 29. Oktober 2022 bis 12. März 2023

otl aicher – ökonomie der gestaltung

Als Wegweiser des Corporate Designs des 20. Jahrhunderts galt Aicher als maßgebend und kompromisslos. Zwei Dauerthemen des deutschen Designs, Minimalismus und System, wurden durch ihn nachhaltig geprägt.

In Lüdenscheid hat Aicher seine Spuren hinterlassen: Die intensive Zusammenarbeit mit Klaus Jürgen Maack (1938-2019) und dem Lüdenscheider Unternehmen ERCO begann im Herbst 1974. Zunächst ging es um die Nutzungsrechte der von Aicher gestalteten Piktogramme. In den folgenden Jahren entwickelte er für ERCO ein international beachtetes Corporate Design, das sich in seinen Grundzügen erhalten hat. Bis heute prägt Aichers kompromissloser Geist das Lüdenscheider Unternehmen.

Design war für Aicher stets politisch: Er begriff Gestaltung als soziale Kommunikation. Alltagsgegenstände sollten das Leben leichter machen und nicht komplizierter durch überflüssigen Zierrat und nutzlose Schnörkel. Sein 1972 für die Olympischen Spiele entwickeltes Piktogrammsystem vermittelt Informationen sprachübergreifend anhand bildhafter Symbole.

Die Ausstellung otl aicher – ökonomie der gestaltung stellt die innovative, auf durchdachter Konsequenz und Nachhaltigkeit gründende gestalterische Arbeit Aichers vor. Es werden Unternehmen aus der Region, für die Aicher gearbeitet hat, und Projekte, welche die Stadt Lüdenscheid betreffen, in den Fokus gestellt.

„otl aicher – ökonomie der gestaltung“
Städtische Galerie Lüdenscheid
Sauerfelder Straße 14-20, 58511 Lüdenscheid

Ausstellungsplakat Otl Aicher 100 Jahre 100 Plakate Hfg Archiv

Museum Ulm/HfG-Archiv, bis zum 8. Januar 2023

Zum Hundertsten: Aichers Plakate aus fünf Jahrzehnten

„Otl Aicher 100 Jahre 100 Plakate“ ist der Titel einer Ausstellung, die in den Räumen des HfG-Archivs auf dem Ulmer Kuhberg gezeigt wird, sie läuft bereits seit Ende März. Dort befindet sich der Nachlass des Gestalters, den das Museum Ulm/HfG-Archiv pflegen und aufarbeiten, inzwischen ist er in einem Findbuch dokumentiert. Die Schau widmet sich einem zentralen Werkkomplex. Beginnend 1945 schuf Aicher autodidaktisch Plakate zunächst für eine Vortragsreihe von Theologen und Schriftstellern, die er inmitten des kriegszerstörten Ulm organisierte. Zu den reinen Textplakaten fügte er bald weitere gestalterische Elemente hinzu. Aus dieser Reihe entstanden Grundlagen der Ulmer Volkshochschule (vh), die von Inge Scholl geleitet, ein einzigartiges und anspruchsvolle Programm entwickelte, für das Aicher die Plakate schuf. Dafür nutzte er ein schmales Hochformat. Spezielle auf dieses Format abgestimmte, ebenfalls von ihm entworfene Stelen, kündeten in zunehmend moderner Bildsprache vom Programm der Volkshochschule. Aicher ging vom per Druck vervielfältigten Unikat über, zum seriell konzipierten Kommunikationsmittel. Neben frühen Beispielen werden etwa Plakate von Aichers wohl bedeutendstem Teamprojekt gezeigt, der ganzheitlichen Gestaltung der Olympischen Spiele 1972 in München. Ebenso sind seine Aushänge für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen, für politische Anlässe und für Unternehmen zu sehen. Sie belegen eindrücklich die Vielfältigkeit seines grafischen Schaffens und seiner thematischen Interessen. Während der Laufzeit der Ausstellung werden in speziellen Vitrinen im monatlichen Wechsel einzelne Aspekte in den Blick genommen, die den Fotografen, Architekten und Möbelgestalter Aicher erlebbar werden lassen.

„Otl Aicher 100 Jahre 100 Plakate“
HfG-Archiv / Museum Ulm
Am Hochsträß 8, 89081 Ulm

Museum Ulm/HfG-Archiv, vom 12. November 2022 bis 16. April 2022

An zwei Orten: Protestformen in Kunst und Design

Mit der Ausstellung „Otl Aicher 100: Form und Widerstand“ spüren Museum Ulm und HfG-Archiv visuellen Gestaltungsformen von Protestbewegungen nach. Die Schau findet an zwei Orten statt: Ein Teil wird im Museum am Marktplatz, der andere im HfG-Archiv auf dem Kuhberg gezeigt. Aichers Werk ist dabei verschränkt mit zeitgenössischen gesellschaftskritischen Positionen. Vor diesem Hintergrund wird auch die Frage nach der Aktualität von Werk und Wirkung des 1991 verstorbenen Grafikers diskutiert. Bereits als Jugendlicher widersetzte sich Aicher gegen die Vereinnahmung durch das NS-Regime. Da er nicht in die Hitlerjugend eintrat, wurde ihm das Abitur verweigert. „Seine politische Haltung grundierte sein gesamtes Werk,“ betonen die Ausstellungsmacherinnen und -macher. Seit den Sechzigerjahren Jahren entwarf Aicher Logos und Plakate nicht nur für Unternehmen, sondern immer wieder auch für politische Widerstands- und Protestgruppen.

In einem ersten Ausstellungsteil führt die Ulmer Schau des HfG Archivs in Aichers Werk ein, das Museum Ulm stellt ihm zeitgenössische Positionen gegenüber. Mit den dort gezeigten oftmals großflächigen, für den öffentlichen Raum konzipierten Arbeiten protestieren Fotografen, Installationskünstlerinnen, Street Artists und Grafiker mit künstlerischen Mitteln gegen Diskriminierung, Gewalt oder übermäßigen Konsum. Gezeigt werden Werke des Streetart-Künstlers Robin Rhode zu Identitätsfragen in Südafrika, die „Wear-a-mask“-Kampagne des Grafikers Norma Bar zu Solidarität in der Pandemie sowie Leuchtinstallationen der Konzeptkünstlerin Jenny Holzer, die Gewalt gegen Frauen thematisieren. Die Plakate der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Barbara Kruger betrachten soziopolitische Fragen aus feministischer und konsumkritischer Sicht. Eine Auswahl ihrer Werke wird in der Ulmer Innenstadt zu sehen sein. Im Open Call lud das Museum Ulm dazu ein, weitere zeitgenössische Gestaltungsformen des Protests zu dokumentieren, die online gezeigt werden. kte

„Otl Aicher 100: Form und Widerstand – Zwischen Typographie und Protest“
HfG-Archiv / Museum Ulm
HfG-Archiv, Ulm Kuhberg, Am Hochsträß 8, und Museum Ulm, Marktplatz 9, 89073 Ulm

Otl Aicher, Plakat „Hürdenlauf“ Olympische Spiele München, 1972, Bröhan-Museum, Berlin

Bröhan-Museum, Berlin, 25. August bis 31. Oktober 2022

Berlin erinnert an München: Exponate der Olympischen Spiele

Für Otl Aicher waren die Olympischen Spiele von 1936 die Negativfolie für Gestaltung jener als heiter konzipierten Spiele, die ihm für München vorschwebten. Er erkannte, mit welcher Qualität dort gearbeitet wurde, auch wenn er das Resulat radikal ablehnte. Berlin hatte noch während der Weimarer Republik den Zuschlag bekommen, die Spiele auszurichten. Auch Kunst und Gestaltung bezog der NS-Staat ein, um seine totale Herrschaft zu festigen und propagandistisch unter Beweis zu stellen. Doch Aicher begriff im Zusammenspiel mit NOK-Präsident Willi Daume, als er 1967 Gestaltungsbeauftragter der Olympiade wurde, welches Potenzial ganzheitlich gestaltete Spiele für die junge Bundesrepublik boten.

So sollten seine Entwürfe für München 1972 Offenheit sichtbar und erlebbar machen: Das von ihm ausgewählte Gestaltungsteam – junge Frauen und Männer, meist am Beginn ihrer Karriere – schuf ein vielseitiges Kommunikationsangebot. Es richtete sich an Olympia-Gäste, an Sportlerinnen und Sportler wie an Münchner Stadtbewohner. Damit trug Aicher maßgeblich zur Modernisierung Münchens wie zum Imagewandel Bayerns bei. Piktogramme, die Aicher nicht erfand, aber doch systematisierte, setzten sich bald auch im Kontext von Flughäfen oder Metrosystemen durch, erst recht, wenn er deren Design selbst entwarf.

Münchens Wegleitsysteme blieben, wie auch die temporären Olympia-Installationen in der Stadt, meist Besuchern der Spiele vorbehalten. Doch Sammler und Institutionen bewahren von München ’72 wertvolle gestalterische Zeugnisse, die nicht ortsgebunden sind. Dazu gehören die großen Siebdruck-Plakate zu den einzelnen Sportarten. Für jedes einzelne schufen die Gestalter eine überzeugende Verbindung aus Fotografie und Illustration.

Nun zeigt das Bröhan Museum, geleitet vom gebürtigen Münchner Tobias Hoffmann, in seiner Blackbox-Reihe die Ausstellung „Otl Aicher und die Olympischen Spiele 1972“. Zu sehen sind etwa 100 Exponate, die hauptsächlich aus einer privaten Sammlung, zum Teil aber auch aus dem Bestand des Museums stammen. Unter den gezeigten Objekten finden sich Originalplakate, aber auch Kleidungsstücke wie Hostessen-Uniformen oder Dirndl. Wer das Design von „München 1972“ erleben möchte, sollte daher nach Berlin reisen. kte

Otl Aicher und die Olympischen Spiele 1972, Blackbox #11.
Bröhan-Museum
Schlossstraße 1a, 14059 Berlin

Detmold, Lippisches Landesmuseum, 18. Mai bis 28. August 2022

Detmolder Perspektive: Studenten stellen Aicher aus

Aus der Zusammenarbeit mit Otl Aicher entstanden ab den 1980er Jahren für FSB ein neues systematisch entwickeltes Erscheinungsbild sowie eine Publikationsreihe. Im Austausch zwischen dem damaligen Geschäftsführer von FSB Jürgen Werner Braun und Aicher wurden nicht nur die Türdrücker des Herstellers aus Brakel zum Thema Greifen. Der Hersteller von Tür- und Fensterbeschlägen fördert nun eine Reihe von Hochschulprojekten, die sich mit Aichers Thesen und Ideen befassen. Eines der ersten Resultate ist die Ausstellung: „Otl Aicher – piktogramm, schrift, logo“ im Lippischen Landesmuseum Detmold. Leben und Werk des Grafikers und Publizisten, werden dabei aus der Perspektive von neun Studierenden und drei Professoren zweier Fachbereiche der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) dargestellt.

Neben dem Wegbereiter des Corporate Designs wird in Detmold Aicher auch als politisch aktiver, streitbarer Bürger thematisiert. Die kleine Schau ist als Wanderausstellung konzipiert, weitere Stationen sind geplant.

Lippisches Landesmuseum Detmold
Ameide 4, 32756 Detmold

otl aicher 100 | Ausstellungen

Kurpark Isny, 21. Mai bis Oktober 2022

Bildzeichen im Park: begehbarers „aichermagazin“

Unter dem Motto isnyaicher22 erinnert die Stadt Isny im Allgäu an die Entstehung des schwarzweißen Erscheinungsbilds der Stadt, das Aicher in den 1970er Jahren schuf und das im Stadtmarketing bis heute genutzt wird. Im Isnyer Kurpark entsteht ein temporärer Ausstellungsbau namens „aichermagazin“. Dort zeichnen die Kuratorinnen Monika Schnell und Renate Breuß die Verbindung zwischen Stadt und Gestalter nach. Im Außenraum werden Aichers Bildzeichen gezeigt, die Stadt und Region thematisieren. Dazu passend können per eigenem Smartphone und QR-Code Geschichten orts- und fachkundiger Menschen abgerufen werden, die von Tradition und Handwerk, von Landschaft und Natur erzählen und über den Alltag einiger Isnyer berichten. „Aichers Bildzeichen sind Teil des kulturellen Erbes der Stadt Isny,“ sagt Renate Breuß, „wie die historischen Bauten auch. Die Bildzeichen selbst wie deren Zeichenfundus dürfen nicht verändert werden, dennoch meint Breuß, die früher als Geschäftsführerin des „Werkraum Bregenzerwald“ tätig war, liege „viel Potenzial und Dynamik in der Zusammenstellung,“ denn Aichers Erbe sei „nicht als Dogma zu verstehen.“ Eine Galerie, ein geschlossener Raum kam zur Präsentation nicht in Frage, stellt Karin Konrad vom Isny Stadtmarketing fest, „Die Ausstellung muss mitten hinein in die Stadt,“ sagt sie, „zu den Menschen, für die er das einzigartige Erscheinungsbild geschaffen hat.“

Im Innenraum des Pavillons geht es um Leben und Werk Aichers. Texte und Fotos befassen sich auch mit Rotis, jenem rund 20 Kilometer nördlich von Isny gelegenen Ort, an dem Aicher lebte und arbeitete. Deutlich werden soll Aichers „feldforschende Herangehensweise“, die sein Denken und Machen prägte – auch in der Arbeit für Isny. Das aichermagazin ist rund um die Uhr kostenlos zugänglich. Ein ergänzendes Rahmenprogramm thematisiert den Schriftstellers Günter Herburger (1932–2018), mit dem Aicher zusammenarbeitete und der vor 90 Jahren in Isny geboren wurde.

aichermagazin
Kurpark Isny
Unterer Grabenweg 18, 88316 Isny im Allgäu
rund um die Uhr frei zugänglich