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Aicher – befragt und weitergedacht

Aicher – befragt und weitergedacht

Otl Aicher und viele Fragen: Ist nach wie vor (oder heute erst recht) gültig, was der Designer in einer Vielzahl von Texten postuliert hat? Woran können wir anknüpfen? Welche Themen, die Aicher einst bewegt haben, können wir weiterdenken? Die Studierenden des Projekts „schreiben und widersprechen“ an der Köln International School of Design (KISD) haben – ausgehend von Aichers gleichnamiger Essaysammlung – ihre eigenen Alltagsbeobachtungen angestellt und beschrieben.

Das Resultat sind Essays über Social Media, Feminismus, Globalisierung, Autonomie und Freiheit, Technologie und Digitalisierung, Umwelt und Nachhaltigkeit, Industriekultur, Arbeit und Ethik. Die Texte sind nun für alle Interessierten online zugänglich. Alle Aufsätze der Studierenden weisen einen Bezug zu den Essays von Otl Aicher auf.

Aichers eigene Reflektion von gesellschaftlich und politisch relevanten Themen und seine oft ironisch provokative Auseinandersetzung damit, finden sich auch in den Themen der Studierenden wieder. Auffällig oft werden Fragen gestellt und die Wirkungen von sozialen Medien untersucht. Thematisiert wird auch die Entwicklung von visuellen Identitäten in den verschiedenen Kanälen. Die Diskussion um die Wirkung und den Einsatz der von Otl Aicher gestalteten Schriftfamilie Rotis löste bereits während des Projektes eine Diskussion um die Gender-Wahrnehmung von Schrift aus. Ausgehend von Aichers Piktogrammen für die Olympischen Spiele und deren Gendertauglichkeit entstand dazu ein Manifest sowie ein neue Piktogramm-Reihe zur Visualisierung von Gender-Ungleichheiten im Design.

Auf Aichers Spuren: Sämtlichen Essays ist die direkte Studierendenperspektive auf die Texte des Designers eigen. Aus dieser Sicht werden beispielsweise seine Texte „das auge, visuelles denken“ und „Reise durch die Bundesrepublik“ analysiert. Der Essay „Freiraum des Grafikers“ wiederum regt an zur Diskussion um die Freiheiten der Kreativen heute. Nachgedacht wird auch über das große Thema des „Weltentwerfens“, des Versuches, sich – wie Aicher es nannte – in der Welt „einzurichten“. Auch das Verhältnis von analogen und digitalen Techniken kommt zur Sprache.

Im zweiten Teil des Projekts wurde – basierend auf den Essays – von allen Teilnehmenden eigene Piktogramme entwickelt, die den Inhalt des Essays aufnehmen und visualisieren.

Das mittelfristige Projekt entstand im Sommersemester 2022 unter der Leitung von Prof. Iris Utikal und Kai Gehrmann. Eine Publikation versammelt nun alle Essays und Piktogramme. Sie kann hier heruntergeladen werden.

Aicher entdecken – in einer bibliophilen Ausgabe

Aicher entdecken – in einer bibliophilen Ausgabe

 Der Fachbereich Design an der Hochschule Niederrhein hat in der „designkrefeld edition“ eine limitierte Auflage des Textes „typographie und bürgerliche freiheit“ publiziert. Nora Gummert-Hauser, Professorin für Typographie und Editorial Design, erläutert: „Es war nicht einfach, für diese vielschichtige Person nur einen Text exemplarisch auszuwählen. Wir haben uns für den Text ,typographie und bürgerliche freiheit‘ entschieden, dieser ist erstmals 1988 in dem Buch ,typographie‘ erschienen. Er weist Otl Aicher nicht nur als Designer oder Autor von Fachtexten aus, sondern er zeigt sein ganzheitliches Denken und seine grundsätzliche Haltung zu Gesellschaft und Politik. Der Text wird der streitbaren und widersprüchlichen Persönlichkeit des Schwaben gerecht, für den selbst die Anwendung von Groß- oder Kleinbuchstaben eine politische Angelegenheit war.“

„Otl Aicher 100 – typographie und bürgerliche freiheit“ – Die kleine, bibliophile Sonder-Edition, die mit einer Biografie Aichers eingeleitet wird, wurde von Nora Gummert-Hauser gestaltet und handgesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Team der Druckwerkstatt am Frankenring ist sie liebevoll im Buchdruck, Digitaldruck und Siebdruck in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren gedruckt und handgeheftet worden.

Unterstützt wurden die designkrefelder glücklicherweise noch von einer anderen Koryphäe aus dem Bereich der Gestaltung: Erik Spiekermann aus Berlin. Der umtriebige Typograph borgte ihnen aus dem unerschöpflichen Fundus seiner Druckwerkstatt p98, die in Krefeld fehlenden Umlaute der Bleilettern der Schrift Akzidenz Grotesk. Und wenn man genau hinsieht, entdeckt man, welche Seiten zuerst gedruckt wurden, denn dort fehlten diese noch!

Otl Aicher 100
140 x 240 mm
48 Seiten + Umschlag (Steifbroschur mit aufgesetzten Deckeln)
Bleisatz (Text Aicher), Digitaldruck (Biographie) und Siebdruck (Umschlag)
drei Papiersorten, Fadenheftung/Koperte

Für 24 Euro zzgl. Versand zu bestellen über folgenden Link.

Ein kleiner Vorgeschmack zur Publikation findet sich hier.

 

 

otl aicher 100: „hier gibt es nichts, das schatten spendet“ – Diavortrag und Podiumsgespräch in der Architektur Galerie Berlin

Das Internationale Design Zentrum Berlin (IDZ) lädt am 20. Oktober zu einem Diavortrag und Podiumsgespräch in die Architektur Galerie Berlin. Karsten de Riese und Prof. Michael Klar berichten von einer Fotoreportage im Auftrage von BMW, die sie 1975 gemeinsam mit Otl Aicher und seinem Sohn Florian nach Tunesien geführt hat. Die Veranstaltung ist Teil der Initiative „otl aicher 100“, die mit der Onlineplattform otlaicher.de den vielfältigen Themenkosmos dieses großen Gestalters beleuchtet, dessen hundertstes Geburtsjubiläum wir in diesem Jahr feiern.

Berlin, 28. September 2022 – Ein Projekt, zwei Motorräder, vier Männer und die Konfrontation mit sich selbst, untereinander und mit der Wüste. Im Rahmen des Projekts „otl aicher 100“ berichten Karsten de Riese und Michael Klar von ihrer zweiwöchigen Tour durch die nordafrikanische Wüste.

„Mit Karsten de Riese und Michael Klar konnten wir zwei langjährige Wegbegleiter von Otl Aicher für diesen Abend gewinnen,“ freut sich Kai Gehrmann, künstlerischer Leiter des Projekts otl aicher 100, der das Gespräch moderieren wird. „Ich bin mir sicher, dass wir durch ihre Erzählungen ganz neue Facetten von Aicher entdecken werden.”

Die Wüste hatte für Otl Aicher eine besondere Bedeutung: „die wüste ist eine denklandschaft. man geht nicht nur zwischen dünen umher, man macht gedankengänge. es verändern sich die gedankenhorizonte.“ Je weniger äußere Ablenkung, desto bedeutsamer wird das unmittelbare Umfeld. Der Fokus verändert sich. In der Abwesenheit von Zivilisation konzentriert sich der Mensch auf das Wesentliche. Wenn man morgens nicht weiß, ob man seinen Zielort am Abend erreicht, kann das gegensätzliche Gefühle hervorrufen. Bei dem einen steht die Freiheit im Vordergrund und der Ehrgeiz, das gesetzte Ziel zu erreichen. Bei dem anderen macht sich ein Widerstand im Inneren breit. Die Wüste birgt für jeden Menschen eine eigene Herausforderung und ist auch in diesem Fall zum Schauplatz zwischenmenschlicher Zerreißproben geworden. Manchmal reicht dann selbst ihre Weite nicht aus, um sich aus dem Weg zu gehen. Entscheidend ist, dass die vier immer wieder zueinander gefunden haben – auch nach dieser Tour.

Karsten de Rieses Diavortrag mit dem Kodak Carousel Projektor ist ein Rückblick auf eine intensive und einmalige Reise, die bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen hat. Gemeinsam mit Michael Klar ordnet er das Abenteuer in die gemeinsame Vorgeschichte der Protagonisten und die späteren privaten und beruflichen Berührungspunkte ein. Beleuchtet werden Konflikte wie auch heitere Anekdoten, aus denen zu guter Letzt von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung getragene Freundschaften erwuchsen.

 

Vortrag:
Karsten de Riese
Geboren 1942 in Eisenach. Ausbildung zum Fotografen in München, anschließend Studium an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm. Freiberufliche Arbeit für Wochenzeitungen und Zeitschriften, Institutionen und Wirtschaftsunternehmen sowie an eigenen Projekten. 1969 bis 1972 offiziell beauftragter Fotograf des OK der Olympischen Spiele in München. Zusammenarbeit mit Otl Aicher bis zu dessen Tod 1991. Wichtig ist ihm bei all seinen Arbeiten, insbesondere seinen Langzeitprojekten, im weitesten Sinne immer der Mensch. Karsten de Riese lebt im Isartal südlich von München.

Prof. Michael Klar
Geboren 1943 in Berlin. Gestalter, studierte an der Hochschule für Gestaltung Ulm, auch bei Otl Aicher. Mitarbeit in der Gruppe Kapitzki/Ohl für den Pavillon Bundesrepublik Deutschland auf der EXPO 67 Montreal. Als Studierendenvertreter war er an den Auseinandersetzungen bis zur Liquidierung der HfG 1968 durch eine wieder erstarkte politische Rechte im Landtag Baden-Württemberg beteiligt. 1972 Professur für Visuelle Kommunikation an der FH für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, deren Lehrkonzepte er maßgeblich prägte. 1992 Professur für Informationsgestaltung an der Universität der Künste Berlin und Gründungsdekan der Fakultät Gestaltung an der Hochschule für Technik und Wissenschaft, Dresden. Heute lehren zahlreiche seiner Studierenden an in- und ausländischen Hochschulen. Michael Klar lebt und arbeitet in Berlin.

Moderation:
Kai Gehrmann
Geboren 1972 in Osnabrück. Initiator und künstlerischer Leiter des Projekts „otl aicher 100“. Designer und Geschäftsführer von Stiehl/Over/Gehrmann mit Büros in Berlin und Osnabrück. Arbeitet seit 1994 in den Bereichen Corporate Identity / Corporate Design, User Experience / User Interface Design und Designstrategie. Mit seinem Team berät Kai Gehrmann Unternehmen bei der Ausgestaltung ihrer analogen und digitalen Markenkommunikation. Darüber verantwortet er die weltweite Lizenzvergabe und Weiterentwicklung der otl aicher piktogramme.

 

„hier gibt es nichts, das schatten spendet“
Eine Veranstaltung des IDZ Berlin im Rahmen von „otl aicher 100“

Ort: Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin
Termin: Donnerstag, 20. Oktober 2022, Beginn 19:00 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr) Get-together im Anschluss an die Veranstaltung

Wir bitten um rechtzeitige Anmeldung auf der Webseite des IDZ.
Bildmaterial für Ihre Berichterstattung haben wir auf unserer Presseseite für Sie zusammengestellt. 

 

Redaktionsteam:
Florian Aicher, Thomas Edelmann, Prof. Dr. Chup Friemert, Kai Gehrmann (Künstlerischer Leiter), Jasmin Jouhar, Katharina Kurz, Prof. Dr. Dagmar Rinker, Gerrit Terstiege und Fabian Wurm (Chefredakteur)

Förderer:
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Unternehmenspartner:
Bulthaup GmbH & Co KG; ERCO GmbH; FSB Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG

Weitere Förderer und Kooperationspartner:
Bauhaus Dessau e.V.; Akademie der Künste, Berlin; Deutscher Werkbund Berlin e.V.; HfG-Archiv Ulm

Medienpartner:
ARCH+; brand eins; ndion

otl aicher 100: „wir haben brot, wir haben spiele“ – Vortrag und Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste

Anlässlich des 50. Jubiläums der Olympischen Spiele 1972 lädt das IDZ am 26. August zu einer Diskussion über die Vision der Spiele von München und den Status quo sowie die Zukunft der olympischen Bewegung ein. Die Veranstaltung in der Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz ist Teil der Initiative „otl aicher 100“, die mit der Onlineplattform otlaicher.de den vielfältigen Themenkosmos von Otl Aicher beleuchtet. Aicher, dessen hundertstes Geburtsjubiläum wir in diesem Jahr feiern, war als Gestaltungsbeauftragter für das visuelle Erscheinungsbild der Münchner Spiele verantwortlich.

Berlin, 2. August 2022 – 36 Jahre nach den ersten deutschen Olympischen Spielen, über denen noch die Hakenkreuz-Fahnen wehten, schuf Otl Aicher für die Spiele der XX. Olympiade in München ein allumfassendes Gestaltungssystem mit dem Regenbogen als Farbpalette und einem Dackel als Maskottchen. Dienten die Spiele 1936 den propagandistischen Interessen der Nazis, so versuchte man 1972 ein weltoffenes Bild zu vermitteln und einen bewussten Kontrapunkt zur Vergangenheit Nazideutschlands zu setzen.

Das Organisationskomitee sah in der Ausrichtung der Münchner Spiele eine historische Verpflichtung und Aufgabe. Es sollte ein Deutschland gezeigt werden, das als verlässlicher, friedlicher Partner in der Völkergemeinschaft den olympischen Gedanken des freundschaftlichen Miteinanders der Nationen lebt. Elementarer Bestandteil für diese Imagebildung war das visuelle Erscheinungsbild, welches unter der Federführung von Otl Aicher entstand. Es sollte die sportlichen und programmatischen Inhalte transportieren und zugleich die spielerische Seite unterstreichen. Die „Regenbogenspiele“ haben bis heute gültige Maßstäbe gesetzt.

Auch die Spiele von München boten jedoch eine tragische Bühne für die Konflikte der Weltpolitik. Die Utopie von der „Jugend der Welt“, die sich zu heiteren Spielen in einem toleranten Land trifft, erstarb im palästinensischen Terroranschlag auf die israelische Mannschaft am 5. September 1972. Dass die Spiele daraufhin nicht abgebrochen wurden, führte weltweit zu kritischen Diskussionen über das moralische Verantwortungsbewusstsein des IOC. Olympia wurde nach München weiter politisiert und kommerzialisiert. „The games must go on“, die Aussage von Avery Brundage nach dem Attentat hat eine scheinbar ewige Gültigkeit bekommen. 2036 könnten die Olympischen Spiele wieder in Berlin stattfinden. Und in Tel Aviv. Eine Idee ganz im Sinne von Otl Aicher? Hätte er sich dafür stark gemacht?

Die Debatte über die Ideale und den Status quo der olympischen Bewegung begleitet uns seit Jahrzehnten. Das öffentliche Image, nicht erfüllte Nachhaltigkeitsversprechen und nicht zuletzt eine sich neu justierende Weltordnung stellen grundsätzliche Fragen über die Zukunft der Spiele und ihre gesellschaftliche Akzeptanz. Die Veranstaltung „wir haben brot, wir haben spiele“ erinnert an die Utopie und Vision der Spiele von München und greift diese Fragestellungen auf.

 

Grußworte:
Prof. Fritz Frenkler, Direktor der Sektion Baukunst der Akademie der Künste
Prof. Karsten Henze, Vorstandsvorsitzender des IDZ

 

Vortrag:
Karsten de Riese, Fotograf
Der offiziell beauftragte Fotograf des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1972 zeigt seine Sicht auf das Entstehen einer Utopie – einer Vision als Gegenentwurf zu Berlin 1936 und zu Spielen der Gegenwart wie 2022 in Peking. De Riese war aufmerksamer Beobachter vor und hinter den Kulissen und begleitete die Spiele und ihre Protagonisten, u. a. Otl Aicher, Willi Daume wie auch die Funktionäre des IOC und seinen Präsidenten Avery Brundage. Seine Aufnahmen zeigen Sportstätten, die nicht als reine Zweck-Architektur dienten, sondern als Kulisse für ein olympisches Fest mit seinem besonderen Geist erschaffen wurden. Die Spiele von 1972 präsentieren sich als ein zeitloses und bis heute einmaliges interkulturelles, völkerverbindendes Ereignis, bei dem die Welt im besten Sinne zu Gast war.

 

Podiumsdiskussion:
Dr. Benjamin Bendrich, Sportwissenschaftler und -lehrer, Blogger: derballluegtnicht.com
Dajana Eitberger, Rennrodlerin, Gewinnerin der Olympischen Silbermedaille in Pyeongchang 2018, Präsidiumsmitglied der unabhängigen Athleten-Vertretung „Athleten Deutschland“
Dr. Tobias Hoffmann, Direktor des Bröhan-Museums, Kurator der Ausstellung „Otl Aicher. Olympia 72“, 26. August bis 30. Oktober 2022
Uwe Ritzer, Reporter bei der Süddeutschen Zeitung, Co-Autor von „Die Spiele des Jahrhunderts: Olympia 1972, der Terror und das neue Deutschland“, dtv, München 2021

 

„wir haben brot, wir haben spiele“
Olympia als Politikum, Olympia als Utopie, Olympia als Big Business Eine Veranstaltung des IDZ Berlin im Rahmen von „otl aicher 100“

Ort: Akademie der Künste, Plenarsaal, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Termin: Freitag, 26. August 2022, Beginn 19:00 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr) Get-together im Anschluss an die Veranstaltung

Wir bitten um rechtzeitige Anmeldung auf der Webseite des IDZ.
Bildmaterial für Ihre Berichterstattung haben wir auf unserer Presseseite für Sie zusammengestellt. 

 

Redaktionsteam:
Florian Aicher, Thomas Edelmann, Prof. Dr. Chup Friemert, Kai Gehrmann (Künstlerischer Leiter), Jasmin Jouhar, Katharina Kurz, Prof. Dr. Dagmar Rinker, Gerrit Terstiege und Fabian Wurm (Chefredakteur)

Förderer:
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Unternehmenspartner:
Bulthaup GmbH & Co KG; ERCO GmbH; FSB Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG

Weitere Förderer und Kooperationspartner:
Bauhaus Dessau e.V.; Akademie der Künste, Berlin; Deutscher Werkbund Berlin e.V.; HfG-Archiv Ulm

Medienpartner:
ARCH+; brand eins; ndion

otl aicher 100: „natürlich ist ein auto auch ein zeichen“ – Otl Aichers Kritik am Auto. Retrospektive und Diskussion

Mit einer Retrospektive zu Otl Aichers 1984 erschienenem Buch „kritik am auto – schwierige verteidigung des autos gegen seine anbeter“ setzt das IDZ seine Veranstaltungsreihe zur Initiative „otl aicher 100“ fort. Der Gesprächsabend findet am 25. Juni 2022 in den Räumen der ehemaligen Hochschule für Gestaltung Ulm statt.

Berlin, 2. Juni 2022 – Das Internationale Design Zentrum Berlin (IDZ) erinnert in diesem Jahr mit der Webplattform otlaicher100.de und einer ergänzenden Veranstaltungsreihe an Leben, Werk und Wirkung des Gestalters, der am 13. Mai hundert Jahre alt geworden wäre. Fragestellungen, die Aicher beschäftigten, werden mit heutigen Akteuren der Designwelt diskutiert und vertieft.

Im Gesprächsabend am 25. Juni wird es um sein 1984 erschienenes Buch „kritik am auto – schwierige verteidigung des autos gegen seine anbeter“ gehen. Aicher schreibe „ein kritisches buch über autos, aber er verheimlicht nicht, dass er autos liebt“, heißt es im Klappentext. Sein Interesse für das Gesamtphänomen Auto, dem er seine analytische, bisweilen auch polemische Schrift widmete, entsprach seiner Begeisterung für Technik. Er nahm 100 Jahre Automobilgeschichte zum Anlass für eine Rückschau auf Konzepte, Modelle und Strategien. Auch die „grenzen der belastbarkeit“ thematisierte er: Umweltaspekte, Verkehrssicherheit, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Giftstoffe.

In den vergangenen vierzig Jahren hat sich das Automobil, haben sich Märkte, soziale Ansprüche und wirtschaftliche Tendenzen grundlegend weiterentwickelt. Die meisten heute aktuellen Tendenzen konnte Aicher kaum voraussehen. Zwar ist das Auto noch immer erstes Mittel sozialer Distinktion, der oftmals prophezeite Kollaps der Verkehrssysteme blieb allerdings bislang aus. Autonomes Fahren verändert womöglich den Gebrauch, Luxus und gestalterische Extreme beherrschen die Szenerie. Wo setzt Kritik am Auto heute wirksam an?

Unter veränderten Bedingungen gilt heute, was Otl Aicher bereits 1984 formulierte: „das konzept allein tuts offenbar nicht, um zu einem guten auto zu kommen.“ Heute beschäftigt uns die Frage, wie das Auto beschaffen sein muss, um weniger dominant zu sein im Zusammenspiel mit anderen Verkehrsmitteln, auch um stadtverträglicher zu erscheinen. Aber auch, wie sich sinnloser Verkehr vermeiden und erwünschte Mobilität ermöglichen lässt. Fragen, die auch in der Diskussionsrunde auf der Agenda stehen.

 

Diskussionsteilnehmer:
Peter Wouda leitet das Volkswagen Group Future Center Europe in Potsdam und gestaltet mit seinem Team visionäre Studien des VW Konzerns. Er versucht aus Perspektive der Industrie Antworten für die Herausforderungen der Zukunft zu gestalten. Wouda gehört dem Vorstand des IDZ Berlin an.

Prof. Lutz Fügener ist Studiengangsleiter Design und Mobilität am Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule Hof in Selb. Seit vielen Jahren gehört er zu den bekanntesten Lehrenden, die Automobildesigner:innen in Deutschland ausbilden. Zugleich tritt er öffentlich immer wieder mit kritischen Positionen zur Entwicklung des Autos und den Schwerpunksetzungen der Industrie in Erscheinung.

Prof. Dr.-Ing. Gebhard Wulfhorst, Inhaber des Lehrstuhls für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung an der TU München, setzt bei der Kritik an Fehlentwicklungen der Mobilität auf der Ebene von Stadt- und Verkehrsplanung an. Verkehr, der durch klug geplante Städte und Regionen gar nicht erst entsteht, verursacht auch keine unerwünschten Aspekte.

Florian Aicher berichtet zu Beginn aus seiner Mitarbeit an Ausstellung und am Buch „kritik am auto“. Zugleich versucht er Kritik, wie sie Otl Aicher 1984 formulierte, auf die gegenwärtige Szenerie zu beziehen.

Gemeinsam mit Florian Aicher moderiert der Hamburger Journalist und Kritiker Thomas Edelmann.

Besucher:innen können an diesem Abend Eindrücke von der Architektur der HfG gewinnen und sie können einige der Ausstellungstafeln von 1984 studieren, die das HfG-Archiv Ulm, Gastgeber der Veranstaltung, eigens aufbauen wird. Außerdem ist „delta 1“, der Prototyp eines Sportwagens aus dem Jahr 1967 im Original zu sehen. Als „studienobjekt für leichtbauprinzipien“ von Henner Werner, Michael Conrad und Detlef Unger, Absolventen der HfG Ulm geschaffen, wurde der Wagen in Aichers Buch vorgestellt.

„natürlich ist ein auto auch ein zeichen“ – Otl Aichers Kritik am Auto
Retrospektive und Diskussion, eine Veranstaltung des IDZ Berlin im Rahmen von „otl aicher 100“

Ort: HfG-Archiv Ulm, Am Hochsträß 8, 89081 Ulm
Termin: Samstag, 25. Juni 2022, Beginn 19:00 Uhr

Wir bitten um rechtzeitige Anmeldung! Für die folgenden weiteren Veranstaltungen der Reihe können Sie sich ebenfalls schon jetzt anmelden.

Bildmaterial für Ihre Berichterstattung stellen wir Ihnen auf Anfrage gern zur Verfügung.

 

Redaktionsteam:
Florian Aicher, Thomas Edelmann, Prof. Dr. Chup Friemert, Kai Gehrmann (Künstlerischer Leiter), Jasmin Jouhar, Katharina Kurz, Prof. Dr. Dagmar Rinker, Gerrit Terstiege und Fabian Wurm (Chefredakteur)

Förderer:
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Unternehmenspartner:
Bulthaup GmbH & Co KG; ERCO GmbH; FSB Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG

Weitere Förderer und Kooperationspartner:
Bauhaus Dessau e.V.; Akademie der Künste, Berlin; Deutscher Werkbund Berlin e.V.; HfG-Archiv Ulm

Medienpartner:
ARCH+; brand eins; ndion