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Otl Aicher und viele Fragen: Ist nach wie vor (oder heute erst recht) gültig, was der Designer in einer Vielzahl von Texten postuliert hat? Woran können wir anknüpfen? Welche Themen, die Aicher einst bewegt haben, können wir weiterdenken? Die Studierenden des Projekts „schreiben und widersprechen“ an der Köln International School of Design (KISD) haben – ausgehend von Aichers gleichnamiger Essaysammlung – ihre eigenen Alltagsbeobachtungen angestellt und beschrieben.

Das Resultat sind Essays über Social Media, Feminismus, Globalisierung, Autonomie und Freiheit, Technologie und Digitalisierung, Umwelt und Nachhaltigkeit, Industriekultur, Arbeit und Ethik. Die Texte sind nun für alle Interessierten online zugänglich. Alle Aufsätze der Studierenden weisen einen Bezug zu den Essays von Otl Aicher auf.

Aichers eigene Reflektion von gesellschaftlich und politisch relevanten Themen und seine oft ironisch provokative Auseinandersetzung damit, finden sich auch in den Themen der Studierenden wieder. Auffällig oft werden Fragen gestellt und die Wirkungen von sozialen Medien untersucht. Thematisiert wird auch die Entwicklung von visuellen Identitäten in den verschiedenen Kanälen. Die Diskussion um die Wirkung und den Einsatz der von Otl Aicher gestalteten Schriftfamilie Rotis löste bereits während des Projektes eine Diskussion um die Gender-Wahrnehmung von Schrift aus. Ausgehend von Aichers Piktogrammen für die Olympischen Spiele und deren Gendertauglichkeit entstand dazu ein Manifest sowie ein neue Piktogramm-Reihe zur Visualisierung von Gender-Ungleichheiten im Design.

Auf Aichers Spuren: Sämtlichen Essays ist die direkte Studierendenperspektive auf die Texte des Designers eigen. Aus dieser Sicht werden beispielsweise seine Texte „das auge, visuelles denken“ und „Reise durch die Bundesrepublik“ analysiert. Der Essay „Freiraum des Grafikers“ wiederum regt an zur Diskussion um die Freiheiten der Kreativen heute. Nachgedacht wird auch über das große Thema des „Weltentwerfens“, des Versuches, sich – wie Aicher es nannte – in der Welt „einzurichten“. Auch das Verhältnis von analogen und digitalen Techniken kommt zur Sprache.

Im zweiten Teil des Projekts wurde – basierend auf den Essays – von allen Teilnehmenden eigene Piktogramme entwickelt, die den Inhalt des Essays aufnehmen und visualisieren.

Das mittelfristige Projekt entstand im Sommersemester 2022 unter der Leitung von Prof. Iris Utikal und Kai Gehrmann. Eine Publikation versammelt nun alle Essays und Piktogramme. Sie kann hier heruntergeladen werden.