Was ist aus Otl Aichers einstigem Domizil geworden? Ein Ortsbesuch im Allgäu.
Signal zum Aufbruch
Das rote S: Vor über einem halben Jahrhundert entwarf Otl Aicher das prägnante Erscheinungsbild der deutschen Sparkassen – es bewährt sich noch immer.
Ab Ende der Sechzigerjahre entwickelte Otl Aicher für die deutschen Sparkassen einen modernen Unternehmensauftritt, gab dem Logo seine nahezu bis heute gültige Form und legte das kräftige Rot als Geschäftsfarbe fest. Diesen Farbton – Geraniumrot beziehungsweise HKS 13 – hat sich der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) beim Deutschen Patent- und Markenamt sogar schützen lassen.
Studien und Expertisen belegen: Das prägnante Spardosen-S mit der aufgesetzten Kreisform ist allgegenwärtig, sein Bekanntheitsgrad „kaum mehr steigerbar“.1 Nicht nur das Logo, sondern das gesamte Erscheinungsbild sei „so zeitlos modern“, dass es nach wie vor „den visuellen Auftritt der Sparkassen prägt und weiterhin prägen wird“, unterstreicht Silke Lehm, Co-Leiterin des Newsrooms der Sparkassen-Finanzgruppe: „Otl Aicher hat für uns eine echte Ikone in der deutschen Markenlandschaft geschaffen; auch die Einführung eines frischen, leuchtenden Rots („HKS 13“) als Hausfarbe – abgeleitet aus dem dunklen, eher traditionell wirkenden Rot der Sparkassenbücher – wurde zu einem prägenden Teil der DNA der Sparkassen und macht uns im Wettbewerb unverkennbar.“2 Die Sparkassen-Finanzgruppe hält das Andenken an den Gestalter in Ehren – unter anderem im Rahmen eines eigenen Geschichtsblogs; dort wird die Genese des Aicherschen Erscheinungsbildes facettenreich dargestellt.3
Aichers Erscheinungsbild für die Sparkassen, Anwendungsbeispiele. Doppelseite aus der Publikation von Horst Ulbrich: Sparkasse. Einheitliches Erscheinungsbild, 1972. HfGA Ai AZ 1297.
Aufbruchstimmung im Finanzsektor
Im Jahr 1968, als Aicher vom Deutschen Sparkassenverlag (DSV) – so heißt die Unternehmensgruppe der Sparkassen, die als Dienstleister unter anderem für werbliche Maßnahmen zuständig ist – kontaktiert wurde, war er weder Rebell noch Außenseiter. Spätestens seit der Designer 1967 zum offiziellen Gestaltungsbeauftragen der Olympischen Spiele ernannt worden war, zählte er zu den etablierten Entwerfern. So war es nicht verwunderlich, dass renommierte Unternehmen4 aus dem Finanzsektor einen Mann verpflichteten, der ein Jahrzehnt zuvor noch in der Presse als Kommunist denunziert worden war.5 Wer Aicher Ende der Sechzigerjahre mit dem Entwurf eines Erscheinungsbildes beauftragte, suchte professionelle Beratung und gestalterische Qualität. Von Corporate Design6 beziehungsweise Corporate Identity7 sprach seinerzeit hierzulande kaum jemand.8 Auch der Begriff „visuelles Erscheinungsbild“9 war einem großen Publikum noch nicht geläufig.10
Unter Gestaltern aber war der Terminus Erscheinungsbild bereits zu einem jener verheißungsvollen Zauberwörter avanciert, die von neuen Möglichkeiten des Designs kündeten.11 Das Erscheinungsbild eines Unternehmens sei in erster Linie eine ökonomische Angelegenheit, beschied Aicher und präzisierte: „die ästhetik ist das medium, nicht aber das ziel. das ziel ist ein wirtschaftliches, nämlich eine vorteilhaftere position auf dem markt.“12 Clara Menck, Kulturredakteurin der FAZ, erläuterte ihrer Leserschaft Aichers Arbeit als Entwerfer von Erscheinungsbildern: Der Ulmer Gestalter verkörpere, so schrieb sie, „mehr den Typus des Wissenschaftlers als des Künstlers“.13
Diese Beschreibung trifft Aichers professionelles Selbstverständnis recht gut: Kunst und Intuition galten ihm wenig, strukturiertes Vorgehen umso mehr. Offenbar genoss Aicher genau diesen Ruf als gestaltender Analytiker. Er sei, schrieb er in einem Brief nicht ohne Ironie, „mit der branche vertraut und erkenne überall den willen […], sich einen anständigen anzug zuzulegen.“14 Doch Aicher sah sich keineswegs als Schneider oder Herrenausstatter – eher als Unternehmensberater.15 „Design“, insistierte er, sei „mehr als ein schönes kleid.“16 Und ein Erscheinungsbild sei folglich auch etwas anderes „als eine art einkleidung, als ein besuch beim couturier“.17 Die Gestaltung eines Erscheinungsbildes beruhe auf „Gedankenarbeit“ und intensiven „Diskussionen zwischen Unternehmen, deren Designmanagement und den Entwerfern“.18
Das sahen die Sparkassen kaum anders. Es gelte zunächst, ein „visuelles Gesamtkonzept“ zu entwerfen, schrieb Horst Ulbrich, der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Sparkassenverlags, an Aicher.19 Von der Visitenkarte über den Briefbogen und das Sparbuch bis hin zur Ausstattung der einzelnen Filialen: Alles sollte einem durchdachten Konzept mit einheitlichen Maßgaben folgen. Das war die Idee.
Erläuterungen zum Erscheinungsbild der Sparkassen. Otl Aicher (Entwurf), in: Horst Ulbrich: Sparkasse. Einheitliches Erscheinungsbild, 1972. HfGA Ai AZ 1297.
Offen für das Morgige, fit im wirtschaftlichen Clinch
Die Stimmung war euphorisch, im Sparkassenverlag war man von dem ganzheitlichen Verständnis, mit dem sich Aicher seiner Aufgabe annahm, beeindruckt.20 Auch Aicher war die Sparkasse als „bank des kleinen mannes“ durchweg sympathisch.21
Das neue Erscheinungsbild sollte zunächst im Sparkassenverlag getestet und dann schrittweise auf die eigenständigen Sparkassen ausgeweitet werden.22 Bislang hatten diese zwar unter der gemeinsamen Bezeichnung „Sparkasse“ agiert, das hinderte sie aber nicht daran, an ihrem jeweiligen Sitz mit individuellen Markenauftritten präsent zu sein. So war die Hausfarbe der Frankfurter Sparkasse jahrelang Blau, die der Münchner Institute Gelb. Kurzum, die Auftritte einzelner Sparkassen-Institute wiesen wenige, mitunter auch gar keine gemeinsamen Merkmale auf.23
Folglich sah die Sparkassenorganisation Handlungsbedarf. Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hatte bereits 1966 darauf hingewiesen, dass „einer der größten Mängel der Sparkassen ihr uneinheitliches Erscheinungsbild ist“.24 Ein verbindliches Erscheinungsbild sei „überfällig“ schrieb Aicher in seinem Vorkonzept, denn man wolle sich mit einem Unternehmen identifizieren, das „unkonventionell ist, offen für das morgige, fit im wirtschaftlichen clinch, stark aus eigener leistung und trotzdem menschlich und nicht hochnäsig“ ist.25
Die Stimmung war euphorisch, bei den Sparkassen zeigte man sich von dem holistischen Verständnis, mit dem sich Aicher seiner Aufgabe annahm, beeindruckt.
Offen für das Morgige: Als Zielgruppe nahm Aicher die junge Generation an, verkörpert durch eine Person, die „sportlich, 35 jahre mit familie aus der schicht des kleinen mannes herausgewachsen [ist]“. Sie „gründet sich einen zeitgemäßen haushalt, reist, denkt an die ausbildung der kinder und baut sich ein haus.“26 Mit Blick auf die Wettbewerbssituation betonte Aicher ebenso die Bedeutung der „emotionale[n] einstimmung über die wahl des produktes oder eines dienstes“.27
Daraus ergaben sich drei primäre Zielvorgaben hinsichtlich derer das neue Erscheinungsbild aufgebaut werden sollte: Erstens musste ein System gefunden werden, das der Verbundstruktur der Sparkassen Rechnung trug. Zweitens sollte die Sprache des Erscheinungsbildes junge Zielgruppen ansprechen. Und drittens mussten bei der Formulierung dieser Sprache psychologische Parameter handlungsleitend eingebunden werden.
Modernisierung des Sparkassen-S, Karikatur von Fred (das ist Kurt Fred Schmidt), abgedruckt in: Sparkassen-Werbedienst 29 (1971). © Historisches Archiv des OSV.
Modernisierung des Sparkassen-S, Karikatur von Fred (das ist Kurt Fred Schmidt), abgedruckt in: Sparkassen-Werbedienst 29 (1971). © Historisches Archiv des OSV.
Das modernisierte Logo als Sparbüchse. © Angelika Hoßfeld, Frankfurt am Main.
Das Logo: Die abstrakte Sparbüchse
Die Bildmarke (genaugenommen das Typo-Signet beziehungsweise Logo) ist das bekannteste Element des Sparkassen-Erscheinungsbildes. Aicher hat das Sparkassen-S jedoch nicht erfunden. Das Zeichen wurde bereits 1938 durch den österreichischen Grafiker Lois Gaigg entwickelt. Blickt man auf Gaiggs Entwurf, wird auch die symbolische Bedeutung klar: Bei dem S handelt es sich um die abstrahierte Darstellung einer Spardose, erkennbar an dem Einwurf-Trichter oberhalb der Kurve, der ausgefüllte Kreis hingegen steht für eine Münze, die in die Spardose eingeworfen wird.
Sparkassenlogos auf einen Blick: Die Wort-Bildmarken von 1925-1938 (links). Das Sparkassen-S von 1938, entworfen von Lois Gaigg (rechts). © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum, V.D/4/00011.
Otl Aicher: Bildmarke für die Sparkasse, 1972, in: Deutscher Sparkassenverlag: Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild, 1971/72. Auf Wunsch des Sparkassenverlages setzte Aicher das Bildzeichen in einen Kreis; der Entwurf wurde jedoch rasch verworfen. Sämtliche Entwürfe stammen aus der Zeit um 1970. © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum, V.D/4/00011.
Da die Sparkassen um den Wiedererkennungswert ihres Logos wussten, stand eine Streichung des alten Firmenzeichens von Gaigg nicht zur Debatte. Im Zuge der Überarbeitung entfernte Aicher lediglich den Einwurf-Trichter, befreite die Bildmarke damit von zusätzlichem Ballast, stauchte das S leicht in seiner vertikalen Ausrichtung und stärkte damit das Zeichen in seiner Einfachheit und Prägnanz.
Aichers neue Logo-Version wurde dem Stuttgarter Compagnon-Marktforschungs-Institut vorgelegt, welches befand: „Das neue Zeichen hat aber gegenüber dem bisherigen Symbol einige Vorteile. Es ist deutlich prägnanter, klarer, übersichtlicher, es wird eher zu einem Firmenzeichen, es wird viel bankmäßiger; in seinen Anmutungsqualitäten wird es wesentlich jünger und zeitgemäßer. […] Da es außerdem jüngere Menschen besser anspricht als das bisherige Symbol und die älteren es auch sehr positiv beurteilen, ist die Übernahme des neuen Zeichens zu empfehlen.“28 Damit waren die Sparkassen nun im Besitz eines modernen Signets.
Regelwerk zum Sparkassen-Erscheinungsbild, Heft 2. Otl-Aicher-Archiv, Ulm, Sign. Präsentationsmappen, HfGA AiP 316_2.
Die Farbe: Das leuchtende Rot
Auch bei der Hausfarbe konnte Aicher an Traditionen der Sparkassen anknüpfen – was auch eine pragmatische Entscheidung war. Denn andere Farben wurden bereits von der Konkurrenz verwandt: Die Commerzbank nutzte Gelb, die Dresdner Bank Grün. Die Farbe Rot verwendete die Sparkassen bereits seit längerem – doch lediglich für den Einband der Sparkassenbücher. Mit der poppigen Farbenwelt der frühen Siebzigerjahre konnte das veraltete Purpurrot freilich nicht mehr mithalten; auch hier war eine Modernisierung überfällig.29
Der Blauanteil wurde gestrichen, die Sättigung intensiviert, die Helligkeit erhöht: Es entstand ein Ton mit „dynamischerer frischerer jugendlicherer ausstrahlung“30 Der Farbton – im gängigen HKS-Farbfächer mit der Ziffer 13 bezeichnet – entspricht dem Hex-Wert #df002a. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband hat sich den Ton HKS 13 als Farbmarke im Bereich Finanzwesen sichern lassen und damit ein Recht erlangt, das der Bundesgerichtshof als höchstes deutsches Zivilgericht bestätigte.31
Sparkassenbuch, Muster, 1953 (inks). Aichers Gestaltung des neuen Sparkassenbuchs in Standard- und Schmuckausführung, in: Deutscher Sparkassenverlag: Sparkasse, Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild, 1971/72.
Die Typografie: Schriftgestaltung auf internationalem Niveau
Dem typografisch versierten Grafiker Aicher war die Auswahl von geeigneten Schriften für das Sparkassen-Erscheinungsbild ein besonderes Anliegen. Die biederen Antiqua-Majuskeln, die der Sparkassenverlag bislang in seiner Wortmarke verwendete, waren ihm ein Dorn im Auge. Nicht zuletzt, weil diese Schrifttypen schon bei der Kriegsgräberfürsorge verwendet wurden, schienen sie ihm völlig ungeeignet.32 Also brachte er die Helvetica ins Spiel, die Max Miedinger 1956 entworfen hatte, und die ab 1957 von der Haas’schen Schriftgiesserei in Basel unter dem Namen Neue Haas Grotesk auf den Markt gebracht wurde. Sie avancierte unter dem Namen Helvetica rasch zu einer der prägenden Schriften der Sechzigerjahre. Aicher hatte die Schrift bereits für die Lufthansa eingesetzt; die Airline verwendet sie – in modifizierter Form – bis heute.33
Allerdings hatte sich der Sparkassenverlag als Hausschrift zunächst die Univers von Adrian Frutiger gewünscht, die Aicher bereits beim Erscheinungsbild der Olympischen Spiele angewandt hatte.34 Der Gestalter hielt dagegen: Die Univers, sagte er, sei noch nicht ausreichend in den regionalen Druckereien vorhanden und damit für die Bedürfnisse der dezentral organisierten Sparkassen ungeeignet.35 Tatsächlich aber hatte er einen schmalen Schnitt der Univers bereits im Erscheinungsbild der WestLB genutzt und der Landesbank zugesichert, dass seine Arbeit für andere Finanzinstitute anders ausfallen und sich unterscheiden werde.36
Neben der prägnanten Helvetica als Hausschrift setzte das Büro Aicher auf standardisierte Layouts und typografische Raster: Ein modularer Aufbau sämtlicher Drucksachen sollte dafür sorgen, dass Briefe, Broschüren oder Plakate unkompliziert an vielen Sparkassen-Standorten gefertigt, variiert und gedruckt werden konnten. Diese Konsistenz im Detail bei gleichzeitiger Flexibilität ist in ihrer Bedeutung für ein Erscheinungsbild kaum zu überschätzen, denn gerade hier vermag sich ein Unternehmen als zusammenhängendes Ganzes professionell und glaubwürdig den Zielgruppen mitzuteilen. „Design is the silent ambassador of your brand“37 : So hatte es der US-amerikanische Grafiker Paul Rand, Pionier des Corporate Designs, definiert. Er wusste: Die Botschaft des Designs teilt sich nicht nur im Großen, sondern auch in den Feinheiten der typografischen Gestaltung mit – nicht nur auf dem Briefkopf, sondern auf sämtlichen Mitteilungsformen eines Unternehmens. Von der Drucksache, über die Leuchtbuchstaben an der Fassade bis hin zu den firmeneigenen Fahrzeugen im Stadtraum.
Bieder: Briefkopf des Deutschen Sparkassenverlages vor Aichers Überarbeitung, 1969, in: HfGA Ai AZ 1297.
Bieder: Briefkopf des Deutschen Sparkassenverlages vor Aichers Überarbeitung, 1969, in: HfGA Ai AZ 1297.
Poppig: Fonts und Typo für junge Zielgruppen, in: Sparkassen-Geschäftsbericht, 1969, in: HfGA Ai AZ 1298.
Zweigstelle einer West-Berliner Sparkasse im neuen Erscheinungsbild, 1973, in: Sparkassenwerbedienst, H. 7 / 1973, S. 1.
Fahrbare Zweigstelle der Sparkasse, Entwurf, in: Deutscher Sparkassenverlag: Sparkasse, Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild, 1971 / 72.
Zweigstelle einer West-Berliner Sparkasse im neuen Erscheinungsbild, 1973, in: Sparkassenwerbedienst, H. 7 / 1973, S. 1.
Fahrbare Zweigstelle der Sparkasse, Entwurf, in: Deutscher Sparkassenverlag: Sparkasse, Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild, 1971 / 72.
Fahrbare Zweigstellen der Sparkasse in Ahrweiler, in: 150 Jahre Kreissparkasse Ahrweiler 1865-2015, Ahrweiler 2025, S. 57.
Die Fotografie: Teil der Kommunikationsstrategie
Nicht nur Schrift, Farbe und Firmenzeichen, auch die fotografische Bildsprache, mit der sich ein Unternehmen repräsentiert, zählt zu den wichtigen Elementen eines Erscheinungsbildes. Diese Erkenntnis war in den Sechzigerjahren noch neu. Oft wurden in der Werbung noch Illustrationen oder künstlerisch motivierte Gebrauchsgrafik eingesetzt. Eine fotografische Kommunikationsstrategie hingegen war damals ein Novum. Aicher hatte sie mitbedacht, nicht nur bei seinen Arbeiten für die Lufthansa und die Olympischen Spiele München 1972, sondern auch bei dem Auftrag für die Sparkassen.
Die visuelle Sprache der Fotografie sollte an die der jungen Generation angepasst werden und vor allem eines sein: authentisch.38 Gegenüber der Schwarz-Weiß-Fotografie hielt Aicher gerade die Farbfotografie als besonders authentisch und glaubwürdig; sie wurde bereits von der Werbeagentur, die für die Sparkasse arbeitete, als Kommunikationsmedium eingesetzt.
Was man sich unter einer solchen Bildregie vorstellen kann, zeigt bereits ein Motiv der Sparkassen-Werbung aus dem Jahr 1970: Die Plakate mit dem Slogan „Die Reichen von morgen sparen bei uns“, wurden bebildert mit dem Porträtfoto eines jungen Paares. Kameraeinstellung und Bildausschnitt sind außergewöhnlich nah, beinahe intim – verstärkt wird dieser Eindruck durch die low-key-Belichtungssituation. Mann und Frau stehen eng hintereinander, sie tragen ihre langen Haare offen; geschmückt sind sie mit einer modischen Brille sowie einer Halskette, der Blick fällt auf die zärtliche Geste im Bildvordergrund – von John Lennon und Yoko Ono existieren erstaunlich ähnliche Aufnahmen.39 Zufall? Wohl eher ein Zugeständnis an die junge Generation und der Versuch, bei der Zielgruppe Identifikationsangebote zu schaffen und Emotionen zu wecken. Ein Bekenntnis zur visuellen Bildsprache, die in der Bundesrepublik vor allem durch die Zeitschrift „twen“ für junge Erwachsene geprägt wurde. Das Plakatmotiv, für das Aicher einen roten Rahmen schuf, ist ein gutes Beispiel dafür, dass in der fotografischen Kommunikation das Geld als Dienstleistung der Sparkasse nebensächlich wurde und der Mensch mit seinem individuellen Lebensentwurf in den Fokus der Bildaussage rückte.
Es lohnt sich: Sparkassen-Werbung der Fünfzigerjahre.
Bestseller für Teenager: das Sparkassen-Buch, Werbung 1968.
Die Reichen von morgen: Sparkassen-Werbung der späten Sechziger- bis frühen Siebzigerjahre.
Ohne Logo: Auch die Werbung wollte Aicher grundlegend überarbeiten und versachlichen: So entwarf er einen roten Rahmen und nutzte die Helvetica für die Fotoplakat-Werbekampagne „Die Reichen von morgen ...“ © Florian Aicher, Rotis, HfG-AR Ai D 15486.1.
I like Girodix: Sparkassenwerbung in den Siebzigerjahren mit dem von Aicher überarbeiteten Logo.
Ohne Logo: Auch die Werbung wollte Aicher grundlegend überarbeiten und versachlichen: So entwarf er einen roten Rahmen und nutzte die Helvetica für die Fotoplakat-Werbekampagne „Die Reichen von morgen ...“ © Florian Aicher, Rotis, HfG-AR Ai D 15486.1.
Aichers Maßgaben für das Sparkassen-Erscheinungsbild sollten für die gesamte Werbung gelten. Doch seine Vorschläge kamen nicht zum Zuge. Testsituation im Straßenbild, um 1971.
Die verschlüsselte Botschaft des Teppichs
In Vergessenheit geraten ist ein kleiner Folgeauftrag, den Aicher 1975 von der Stadtsparkasse Mönchengladbach bekam. Diesmal ging es um den Entwurf eines großen Wandteppichs in der Abmessung von 2,5 x 6,0 Metern für das repräsentative Sitzungszimmer.40 Eine rein künstlerische Darstellung lehnte Aicher ab, sagte aber unter der Voraussetzung zu, dass er „eine im starken maße ästhetisch bestimmte interpretation oder anlehnung an die sparkasse“41 liefern werde.
Als gestalterisches Thema legte Aicher Zahlen fest, die in einer Verbindung zum Auftraggeber stand: die Ziffernfolge 1 029 322 093. Sie entsprach der Jahresbilanz der Sparkasse Mönchengladbach im Geschäftsjahr 1975.42 Diese Werte verschlüsselte Aicher in visuelle Elemente und setzte diese in einem Raster zusammen – herausgekommen ist ein plakatives Werk, das der Ästhetik von Op-Art, Pop und Konkreter Kunst nahe ist.43 Doch das Zahlenspiel kam in Mönchengladbach gar nicht gut an. Die Zahlenwerte seien bereits überholt und außerdem zu einfach zu entschlüsseln, so hieß es.44 Der Vorschlag und sämtliche eingereichten Alternativen wurden abgelehnt.45 Für Aicher sollte es vorerst der letzte Auftrag für die Sparkassen gewesen sein, denn gleichzeitig forderten bereits die Innenausgestaltung und das Wegeleitsystem des neuen Headquarters der Dresdner Bank in Frankfurt seine Aufmerksamkeit.
Otl Aicher: Entwurf 01 (unvollständig erhalten) für einen Wandteppich der Stadtsparkasse Mönchengladbach, 1975. © Florian Aicher, HfGA Ai P 358.2.
Otl Aicher: Entwurf 01 (unvollständig erhalten) für einen Wandteppich der Stadtsparkasse Mönchengladbach, 1975. © Florian Aicher, HfGA Ai P 358.2.
Otl Aicher: Entwurf 07 für einen Wandteppich der Stadtsparkasse Mönchengladbach, 1975, © Florian Aicher, HfGA Ai P 358.8.
Qualität aus Kontinuität
Aicher und sein eingespieltes Team46 bewegten sich auf vertrautem Terrain: Wie bei seiner Arbeit für die Lufthansa beließen sie es bei einer Auffrischung des Firmenzeichens. Zudem blieb Aicher seinem typografischen Repertoire treu, das bereits bei der Gestaltung der Zeitschrift der Ulmer Hochschule und dem Braun-Betriebsspiegel erprobt war. Bunte Foto-Stories hatte er auch bei den Arbeiten für Olympia 1972 vorgesehen, derselbe Fotograf bediente mit seinen Bildern nicht nur die Sparkasse, sondern auch die Lufthansa.47 Selbst Fahnenpulks, die Aichers Team für die Sparkassenfilialen entwarf, hatte es in ähnlicher Form bereits in München gegeben. Die methodischen, gestalterischen und personellen Parallelen zwischen dem Auftrag für die Sparkassen und anderen Kunden mögen überraschend sein, doch der Qualität des Erscheinungsbildes hat es keinen Abbruch getan.
Sparkassen-Kommunikation als Erfolgsgeschichte
Finanzdienstleistungen – das Kerngeschäft der Sparkassen – sollten durch das neue Erscheinungsbild fortan wie andere „Markenartikel“ beworben werden, so formulierte Aicher sein Ziel.48 Damit ging einher, dass die Sparkassen seit den Siebzigerjahren nicht mehr abgehoben und weihevoll erschienen wollten – man rufe sich das alte aristokratische Bordeauxrot und die Serifenlettern ins Gedächtnis – sondern sich nahbar zeigten.49
„Aichers Klarheit und Entschiedenheit zeigt sich sowohl in der Formgebung als auch in der strategischen Forderung, dass ein geschlossenes visuelles Erscheinungsbild für die Sparkassen eine ökonomische und keine ästhetische Angelegenheit sein darf“, resümiert Silke Lehm vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Aichers Erkenntnisse hätten „einen unschätzbaren Beitrag dazu geleistet, die zahlreichen Sparkassen über die Jahre von einem durchgängigen Erscheinungsbild zu überzeugen.“50 Für die Sparkasse ist Aichers Erscheinungsbild eine „Erfolgsgeschichte“.51
Linus Rapp ist Historiker. Er studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, wurde an der an der Folkwang Universität in Essen mit einer Arbeit zur Ausstellungsgestaltung an der HfG Ulm promoviert. Veröffentlichungen über Otl Aicher, unter anderem: „Der ordnungsstiftende Blick. Otl Aicher und die Fotografie im Kommunikationsdesign“, Fotogeschichte, Heft 152, 2019.
Anmerkungen
1. Diverse Untersuchungen bestätigen die Bekanntheit. So hat 2002 die Geo-Studie „Imagery 4“ die richtige Zuordnung von Markenzeichen analysiert: „Mit 98 Prozent erreicht das Logo der Sparkassen einen Spitzenwert, die übrigen erfassten Finanzunternehmen kommen auf Werte zwischen 57 und 70 Prozent. Damit ist das Sparkassen-Logo fast so bekannt wie der Mercedes-Stern, den 99 Prozent aller Befragten der richtigen Marke zuordnen konnten.“ (Absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing, November 2002, S. 55). Im Jahr 2010 identifizierten 93 Prozent der Bevölkerung das Sparkassen-Symbol richtig (Michael Ghanem: Im Würgegriff des Finanzsektors, Teil 1: Die Banken, Tredition Verlag, Ahrensburg 2019, S. 45).
2. Silke Lehm, Co-Leiterin des Newsrooms der Sparkassen-Finanzgruppe, per Mail, 05.02.2024.
3. https://www.sparkassengeschichtsblog.de/?s=otl+aicher
4. Beinahe zeitgleich erhielt Aicher Anfragen von der Westdeutschen Landesbank (WestLB), der Bayerischen Rückversicherung und der Dresdner Bank. Ein Umstand, der den Gestalter noch in Erklärungsnot bringen sollte. Denn zu jener Zeit achteten Unternehmen darauf, dass ihre Werbeagenturen und Designbüros nicht parallel für einen Wettbewerber tätig waren. Vom Sparkassenverlag auf seine Tätigkeiten für andere Banken angesprochen, entschuldigte sich Aicher und erläuterte, dass die Westdeutsche Landesbank seiner Arbeit für die Dresdner Bank zugestimmt habe; vorausgesetzt, die Erscheinungsbilder würden sich deutlich voneinander unterscheiden. Siehe: Otl Aicher an Dr. Horst Ulbrich, 04.06.1970, in: HfGA Ai AZ 1297. Ein Jahr später informiert Aicher den Sparkassenverlag dann darüber, dass er die Arbeit für die Dresdner Bank habe „einfrieren“ lassen. Vgl. Otl Aicher an Dr. Horst Ulbrich, 15.10.1971, in: HfG-Archiv Ai AZ< 1297.
5. Mit dieser Denunziation trat besonders Albert Riester, ehemaliger Gestapo-Agent und nach dem Krieg Redakteur der „Schwäbischen Donauzeitung“, hervor. Siehe Eva Moser: Otl Aicher, Gestalter. Ostfildern 2012, S. 119–120.
6. Die Wortschöpfung „Corporate Design“ (CD) – semantisch aus dem engl. „corporate“ für „vereinigt, körperschaftlich, korporativ“ – wird dem US-Designer Eliot Noyes (1910 – 1977) zugeschrieben, der 21 Jahre lang als Design Director das Unternehmen IBM beriet. Auch der US-Grafiker Paul Rand (1914 – 1996), der ebenfalls für IBM arbeitete, und der US-Marken-Designer Walter Landor (1913 – 1995), Gründer der Firma Landor & Fitch, sprachen bereits in den frühen Sechzigerjahren von CD.
7. Der Begriff „Corporate Identity“ (CI) – ebenfalls aus den USA kommend – hat sich in der deutschen Betriebswirtschaftslehre erst ab den frühen Achtzigerjahren durchgesetzt und umfasst – wie in den USA – die Kultur, das Verhalten, die Kommunikation (Design und Werbung) – mithin auch das Erscheinungsbild – eines Unternehmens.
8. Insofern ist der frühe Bezug der Sparkassen auf den Begriff Corporate Identity (CI) erstaunlich. Allerdings ist die Gleichsetzung von CI und einem einheitlichen visuellem Erscheinungsbild, die Horst Ulbrich in der Broschüre von 1972 zum neuen Sparkassen-Auftritt vornimmt, nicht ganz präzise. Das Erscheinungsbild eines Unternehmens ist in aller Regel dem Bereich CI (und dem Marketing) zu- beziehungsweise untergeordnet. Vergleiche: Horst Ulbrich: Sparkasse. Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild, Heft 1, Stuttgart 1972, erste Auflage, o. S. (siehe Abbildung).
9. Was er unter einem „Erscheinungsbild“ verstand, hat Aicher im Falle der Sparkassen selbst definiert: „Die Glieder eines Unternehmens oder einer Organisation (sollten sich) sowohl der Öffentlichkeit als auch ihren Mitarbeitern auf dem Gebiet der visuellen Kommunikation in einheitlicher Gestalt präsentieren.“ Otl Aicher: Vorbemerkung zum Design eines einheitlichen visuellen Erscheinungsbildes der Deutschen Sparkassen Organisation und des Deutschen Sparkassenverlages. Ohne Datum, HfGA Ai AZ 1296. Folgt man den Autoren des Buches „in rotis“, dann ist der Begriff „Erscheinungsbild“ von einem Aicher-Mitarbeiter geprägt worden: „Der Begriff ist bald 30 Jahre alt. Er stammt von einem Mitarbeiter des Büro [sic] Aicher. Das Wort kam in die Presse. Die Sache selbst ist älter. Schon 1954 entstand das visuelle Erscheinungsbild der Firma Braun.“ Siehe: o. V.: „Das visuelle Erscheinungsbild“, in: Hans Hermann Wetcke (Hrsg.): „in rotis“, Druckhaus Maack, Lüdenscheid 1987, S. 68. Freilich ist der Begriff „Erscheinungsbild“ in Disziplinen wie der Biologie (Genetik), Medizin, Philosophie (Phänomenologie) und Physik – mitunter in Verbindung diverser Adjektive – deutlich früher geläufig.
10. Zunächst ist allerdings selbst in einschlägigen Publikationen nicht von „visuellen Erscheinungsbildern“ die Rede. Vgl.: Karl Gerstner, Markus Kutter: Die neue Graphik, Verlag Niggli, Teufen (CH) 1959; und Josef Müller-Brockmann: Geschichte der visuellen Kommunikation, Verlag Niggli Teufen (CH), New York 1971. Bereits im Jahr 1960 informierte das Landesgewerbeamt (LGA) in Stuttgart mit der Ausstellung „Visuell. Anzeige und Signet“ über die Möglichkeiten von Design in der Unternehmenskommunikation – freilich auch, ohne den Begriff „visuelles Erscheinungsbild“ zu benutzen.
11. Aicher schriebt: „wir haben in den fünfziger jahren, nicht ganz so dumm nach den erfahrungen mit dem begriff ,image‘, die begriffe ,erscheinungsbild‘ und ,vorstellungsbild‘ als zuzuordnendes begriffspaar eingeführt.“ Siehe: Otl Aicher: „Erscheinungsbild“. In: ERCO Lichtfabrik: Vom schönen Schein der Lampe zum Besseren Schein des Lichtes, Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1991, S. 189.
12. Auch in seinem Konzeptpapier für die Lufthansa betont Aicher: Erscheinungsbilder seien zuvorderst ein „wirtschaftsbestimmender Faktor und marktbestimmendes Element.“ Otl Aicher, E5, Werbeabteilung Deutsche Lufthansa: Studie 1400: Erscheinungsbild der Lufthansa. 1962, S. 2.
13. Clara Menck: „Gestaltungsbeauftragter der Olympischen Spiele“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08. 02.1968.
14. Otl Aicher an Dr. Karl Friedrich Hagenmüller (Vorstand Dresdner Bank), 19.06.1972, in: HfGA Ai AZ 993.
15. Die Aicher-Biografin Eva Moser bezeichnet Aichers Arbeit als Entwerfer von Erscheinungsbildern als „gehobene Betriebsberatung durch Design“. Sie schreibt: „Aicher wurde zum ,Coach‘ von Wirtschaftsunternehmen.“ Eva Moser: Otl Aicher, Gestalter. Ostfildern 2012, S. 204 ff.
16. Otl Aicher: Otl Aicher: „Erscheinungsbild“. In: ERCO Lichtfabrik: Vom schönen Schein der Lampe zum Besseren Schein des Lichtes, Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1991, S. 186.
17. Ebd., S. 191.
18. Ebd., S. 191.
19. Dr. Horst Ulbrich an Otl Aicher, 28.11.1968, in: HfGA Ai AZ 1297.
20. Vgl. Brief von Dr. Horst Ulbrich an Otl Aicher, 13.03.1969, in: HfGA Ai AZ 1297.
21. Otl Aicher: Vorlage der Konzeption, 15.09.1969, in: HfGA Ai AZ 1297.
22. Vgl. Fabian Engel/Ingo Köhler: Das Marketing der Sparkassen. Die Entdeckung der Produkt- und Kundenkommunikation als Managementstrategie, in: Günther Schulz (Hrsg.): Die Entstehung der modernen Sparkasse – Von der ,Ersparnisanstalt‘ zum marktorientierten Unternehmen, S-Communication Services GmbH, Stuttgart 2022, S. 231-257.
23. Eine Herausforderung, mit der sich damals zahlreiche Unternehmen konfrontiert sahen: So konnte auch bei der Lufthansa zu Beginn der Sechzigerjahre von einem einheitlichen Erscheinungsbild keine Rede sein. Siehe: Jens Müller, Karen Weiland: A5/05: Lufthansa+Graphic Design. Visuelle Geschichte einer Fluggesellschaft. Visual History of an Airline. Baden (CH) 2012, S. 35.
24. Studie der Gesellschaft für Konsumforschung e.V. Nürnberg, München 1966, zitiert nach: Fabian Engel/Ingo Köhler: „Das Marketing der Sparkassen“, a.a.O., S. 247.
25. Otl Aicher: das visuelle erscheinungsbild der deutschen sparkassen, 08.11.1971, in: HfGA Ai AZ 1297.
26. Otl Aicher: Vorlage der Konzeption 15.09.1969; in: HfGA Ai AZ 1297. Mit seiner Konzentration auf eine jüngere Generation trug Aicher dem demographischen Wandel und der Entwicklung einer neuen Jugendkultur Rechnung.
27. Otl Aicher: „das visuelle erscheinungsbild der deutschen sparkassen“, 08.11.1971, in: HfGA Ai AZ 1297.
28. Compagnon-Test-Studio-GmbH-und-Co.-KG, Stuttgart: Kurzanalyse zu Studie 734, 05.05.1971, in: HfGA Ai AZ 1299.
29. „Die gewählte Farbe war zunächst höchst umstritten in der Sparkassenorganisation“, schrieb Bernd Kobarg im Jahr 1996 rückblickend, ohne Gründe des Streits anzugeben. Offenkundig wurde Rot in der Finanzbrache allzu oft mit „roten Zahlen“ assoziiert. Bernd Kobarg: Die Sparkassenwerbung von 1945 bis zur Gegenwart, in: Jürgen Mura (Bearb): Die Sparkassenwerbung – historische Entwicklung und Zukunftsperspektiven, in der Reihe Sparkassen in der Geschichte, Band 11, Deutscher Sparkassenverlag, Stuttgart 1996, S. 66-81. Kobarg war von 1987 bis 2011 Vorsitzender der Geschäftsführung der DSV-Gruppe.
30. Otl Aicher: das visuelle erscheinungsbild der deutschen sparkassen, 08.11.1971, in: HfGA Ai AZ 1297. Im Gesamtwerk von Aicher hat die Verwendung der Farbe Rot durchaus Seltenheit – ganz anders als Grüntöne, die er in derselben Zeit für die Olympischen Spiele, für die BayWa, die Dresdner Bank und den Raiffeisen-Verbund einsetzte. Die Farbe Rot hat Aicher im Erscheinungsbild von Bad Gastein (1972) und für die SPD bei der Europaratswahl 1979 genutzt.
31. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband beantragte 2002 beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) die Eintragung der Farbe als Marke für Bankdienstleistungen im Privatkundengeschäft. Die Eintragung im Markenregister des DPMA erfolget dann im Jahr 2007 und besteht nach einer Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofs vom 21. Juli 2016 bis heute fort. Siehe auch: Der BGH hat entschieden: Der Rotton HKS 13 bleibt eingetragene Farbmarke für die Sparkassen-Finanzgruppe | Kurze Chronik eines langjährigen Rechtsstreits, in: https://www.sparkassengeschichtsblog.de/?s=HKS+13
32. Otl Aicher: das visuelle erscheinungsbild der deutschen sparkassen, 08.11.1971, in: HfGA Ai AZ 1297.
33. Zahlreiche global agierende Unternehmen und Organisationen wie Microsoft, Nestlé und auch die NASA vertrauen dem zeitlosen, unaufdringlichen und internationalen Charakter der Helvetica.
34. Dr. Horst Ulbrich an Otl Aicher, 20.10.1970, in: HfGA Ai AZ 1297. Otl Aicher: Vorlage der Konzeption, 15.09.1969, in: HfGA Ai AZ 1297.
35. Otl Aicher: entwurf für die vorlage beim sparkassenverlag, ohne Datum, in: HfGA Ai AZ 1297.
36. Otl Aicher an Dr. Horst Ulbrich, 04.06.1970, in: HfGA Ai AZ 1297. Vgl. Otl Aicher: Besprechung beim Sparkassenverlag, 28.06.1969, HfGA Ai AZ 1297.
37. Paul Rand: A Designer’s Art, Yale University Press, 1985, S. 54. Vgl: Paul Rand: Thoughts on Design, Wittenborn, Schultz Publishers, New York 1947.
38. Was sich Aicher unter authentischer Fotografie für eine Bank vorstellte, erläuterte er in seinem Konzept für die Dresdner Bank, das auf denselben Zeitraum zu datieren ist: „Grundsätzlich keine Atelier- nur Lifeaufnahmen [sic]. Grundsätzlich keine gestellten Momentaufnahmen. Die Absicht ist, dem Kunden seine eigene Art zu leben und die Art zu leben, wie er sich wünscht, vorzustellen. Dieses Leben ist frei, ungezwungen, unternehmend.
Grundsätzlich keine Geldmotive nur Lebensmotive. Geld ist ein Mittel, aber kein Zweck.“ Otl Aicher: Dresdner Bank. Visuelles Erscheinungsbild, 07.06.1970, in: HfGA Ai AZ 993.
39. Fotografiert von der US-amerikanischen Fotografin Susan Wood 1968/69.
40. Stadtsparkasse Mönchengladbach an Otl Aicher, 21.03.1975, HfGA Ai AZ 1295.
41. Otl Aicher, Brief an die Stadtsparkasse Mönchengladbach, 27.03.1975, HfGA Ai AZ 1295.
42. Stadtsparkasse Mönchengladbach, Ohne Titel, in: HfGA Ai P 358.3.
43 Eine ästhetische Nähe besteht auch zu Aichers Pausenplakaten für die Ulmer Volkshochschule, mit denen er in den 1950er Jahren das Straßenbild seiner Heimatstadt belebte.
44. Stadtsparkasse Mönchengladbach an Otl Aicher, 05.08.1975, in: HfGA Ai AZ 1295.
45. Ebd.
46. Die Geschichtsschreibung neigt dazu Einzelpersonen in den Fokus zu stellen, tatsächlich waren Aichers Erfolge oft auch nur durch sein Team möglich. Für die Sparkasse vertraute er unter anderem auf Fritz Querengässer und Hans „Nick“ Roericht, mit denen er seit Ulmer Hochschulzeiten große Aufträge bearbeitet hatte.
47. Erwin Fieger arbeitete für die Werbekampagne der Lufthansa sowie für München 1972 und produzierte unter anderem einen Fotokalender für die Sparkasse. Fieger zählt zu den profiliertesten Farbfotografen der Sechzigerjahre; er verstand seine Arbeit als Dienstleistung in die seinerzeit junge Disziplin Kommunikationsdesign einzubringen.
48. Otl Aicher: das visuelle erscheinungsbild der deutschen sparkassen, 08.11.1971, in: HfGA Ai AZ 1297.
49. Ebd. Entscheidend für den Erfolg der Kommunikation sei, schrieb Aicher in seinem Konzept für die Sparkasse, der Umstand, dass die „gegenwart des mich bedienenden unternehmens“ deutlich erkennbar sein würde. In dem der Mensch in den Überlegungen für das Erscheinungsbild in den Mittelpunkt rückte, wurde auch das Verhältnis von Sparkasse und Kundschaft neu formuliert.
50. Silke Lehm, per Mail, a.a.O. In den Jahren 2003/4 erfolgten behutsame Überarbeitungen am Sparkassen-Erscheinungsbild durch das Corporate-Design- und Beratungsunternehmen Interbrand Zintzmeyer & Lux – dieselbe Agentur hatte bereits 1990 Aichers Lufthansa-Erscheinungsbild auf den neuesten Stand gebracht.
51. Britta Weschke: 50 Jahre rotes Sparkassen-S, 27.05.2022, in: Sparkassengeschichtsblog. Online verfügbar unter: https://www.sparkassengeschichtsblog.de/50-jahre-rotes-sparkassen-s/
Jens Müller
Zeitenwende im On-Air-Design
Mit seinem Erscheinungsbild für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) wollte Otl Aicher „das typografische bild der bildröhre präzisieren“.
Carsten Wolff
Alphawölfe
Sie schufen die Signatur einer Epoche: die Gestalter Otl Aicher, Willy Fleckhaus, Anton Stankowski und Kurt Weidemann
Sie schufen die Signatur einer Epoche: die Gestalter Otl Aicher, Willy Fleckhaus, Anton Stankowski und Kurt Weidemann.
Christiane Wachsmann
Reichhaltiger Fundus
Wie der Aicher-Nachlass ins HfG-Archiv / Museum Ulm kam
Wie der Aicher-Nachlass ins HfG-Archiv / Museum Ulm kam.